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Nicht nur am Equal Pay Day: Lohndiskriminierung beenden!
Unveränderte 22% beträgt der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern hierzulande. Damit steht die reiche Bundesrepublik an drittletzter Stelle aller 27 Mitgliedstaaten der EU.
Ich habe einmal ausgerechnet, welche Ausmaße dieser „tolerierte“ Lohnraub ganz konkret annimmt: es geht um Beträge, die sich im Laufe eines Berufslebens locker auf den Gegenwert eines Einfamilienhauses hochrechnen lassen.
Auch, wenn es oft verdrängt wird: es existiert immer noch auch bei gleichen Tätigkeiten eine Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, die im Laufe des Berufslebens gravierende Ausmaße erreicht. So erhält z.B. eine Großhandelskauffrau erhält circa 564 Euro weniger Monatsgehalt als ein Großhandelskaufmann. Das ergibt in 40 Berufsjahren knapp 271 000 Euro. Bei einer Köchin beträgt die monatliche Differenz 210 Euro. Das sind nach 40 Jahren immerhin stattliche 100 000 Euro. Einer Ärztin entgehen in 35 Jahren 441 000 Euro, nur weil sie eine Frau ist. Und wenn wir nicht gleiche, sondern gleichwertige Arbeiten vergleichen, nämlich die einer Erzieherin und die eines Maschinenschlossers, muss die Kollegin, die sich um unser aller Nachwuchs kümmert, in ihrem Erwerbsleben für 231 000 Euro weniger Gehalt arbeiten als der Schlosser.
Eine Folge dieser Diskriminierung von Frauen zeigt sich dramatisch in der Differenz der durchschnittlichen Renten: während eine Frau heute eine durchschnittliche Rente von 645 Euro erhält, liegt die durchschnittliche Rente eines Mannes bei 1595 Euro. Das sind immerhin 59,6 % mehr!
Die Gründe für die Lohndiskriminierung sind seit langem bekannt: sie liegen auf der einen Seite in der traditionell schlechteren Bewertung sogenannter „frauentypischer“ Arbeit zum Beispiel in den Tarifverträgen in der Privatwirtschaft. Eine zweite Ursache ist die „gläserne Decke“, die Frauen den Zugang zu gut bezahlten Leitungs- und Führungsfunktionen in den Unternehmen versperrt. Und der von den Bundesregierungen im vergangenen Jahrzehnt massiv ausgebaute und geförderte Niedriglohnsektor hat die Entgeltungleichheit zwischen den Geschlechtern nochmals verstärkt, da in ihm überproportional viele Frauen beschäftigt sind. Hinzu kommen fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen, die Frauen in unfreiwillige Teilzeit zwingen.
Weil die Ursachen gut erforscht sind, fordert DIE LINKE jetzt endlich Taten:
- Die Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns, der noch in dieser Wahlperiode auf 10 Euro pro Stunde angehoben wird.
- Die Einstellung der Subventionen für Mini- und Midijobs und deren Umwandlung in reguläre Beschäftigungsverhältnisse
- Die Sicherstellung der Rahmenbedingungen für eine mögliche Vollzeiterwerbstätigkeit von Frauen.
- Die Erarbeitung eines Gesetzes, das die Tarifvertragsparteien verpflichtet, diskriminierende Entgeltsysteme abzubauen
- Die Erarbeitung eines Gleichstellungsgesetzes für die Privatwirtschaft, welches Betriebe so lange zu gleichstellungspolitischen Maßnahmen und Maßnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie verpflichtet, bis das Ziel der gleichen Entlohnung von Frauen und Männern für gleiche und vergleichbare Arbeit erreicht ist.
- Die Verbesserung der individuellen und kollektiven Klagemöglichkeiten bei direkter und indirekter Lohndiskriminierung durch ein echtes Verbandsklagerecht.
- Und natürlich, eine Neubewertung der Tätigkeiten im professionellem Sorgebereich und den „frauentypischen“ Tätigkeiten.
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